anwenderreportage

Erfolgsmodell Partnerschaft

Seco Tools ist Premium-Werkzeuglieferant bei der Julius Blum GmbH: Wenn man in einer Küche eine Lade oder Türe öffnet, sich diese dann wieder sanft und leise schließt, zeigen sich zumeist Produkte aus Österreich dafür verantwortlich. Konkret sind das verschiedene Scharnier-, Klappen- oder Auszugsysteme der Julius Blum GmbH aus Vorarlberg. Damit das so natürlich und gleichzeitig zuverlässig funktioniert, ist Hightech in der Entwicklung, Fertigung und Produktion der verschiedenen Komponenten notwendig. Im Inhouse-Werkzeugbau setzt man daher ausschließlich auf kompetente und vor allem qualitativ hochwertige Partner. Einer davon ist der Werkzeugspezialist Seco Tools. Autor: Ing. Robert Fraunberger / x-technik

Die Julius Blum GmbH ist weltweit für höchste Qualität und modernes Design im Bereich von Möbelfunktionsbeschlägen bekannt. Im Bild Frontauszüge mit der Designvariante LEGRABOX free. (Bild: Julius Blum GmbH)

Die Julius Blum GmbH ist weltweit für höchste Qualität und modernes Design im Bereich von Möbelfunktionsbeschlägen bekannt. Im Bild Frontauszüge mit der Designvariante LEGRABOX free. (Bild: Julius Blum GmbH)

Fußnote

* Unter Simultan-Engineering versteht man die parallele Bearbeitung von Aufgaben. Eingesetzt wird es bevorzugt in der Entwicklung von Neuprodukten. Ziel des Simultan-Engineering ist vor allem eine deutliche Verkürzung der Entwicklungszeiten.

Das Familienunternehmen Julius Blum GmbH ist sicherlich ein österreichisches Vorzeigeunternehmen, das sich auf die Herstellung von Möbelfunktionsbeschlägen spezialisiert hat. Alleine in Vorarlberg befinden sich sieben Werke. Hier entwickelt und produziert man Scharnier-, Klappen- und Auszugsysteme für den weltweiten Markt. Inklusive den Produktionsstandorten in Polen, USA und Brasilien sowie 27 Tochtergesellschaften bzw. Repräsentanzen in über 120 Ländern erzielte man im Wirtschaftsjahr 2014/2015 mit rund 6.600 Mitarbeitern einen Umsatz von EUR 1.555,7 Mio.

Nicht zuletzt die qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung ist ein Schlüssel zum stetigen Wachstum der Vorarlberger in den letzten Jahren. „In unserer Werkstätte im Werk 3 beschäftigen wir mehrere Hundert Mitarbeiter und Lehrlinge. Dies ist die Basis für eine schlagkräftige Zerspanung und in weiterer Folge Montageabteilung“, erklärt Gerhard Gorbach, Leitung Betriebsmittelbau, Werk 3. Bisher errangen Blum-Lehrlinge bei Berufsweltmeisterschaften insgesamt sieben Mal Gold, elf Mal Silber, fünf Mal Bronze, sowie 15 Leistungsdiplome – ein Beleg für ein ausgezeichnetes Ausbildungssystem, hinter dem neben einem eigenen Ausbildungszentrum mit modernstem Maschinenpark in Höchst 45 hauptamtliche Lehrlingsausbilder stehen.

Über Jabro Tools

Jabro Tools bei Lottum, Niederlande, wurde 1976 gegründet und ist seit 2001 eine Tochtergesellschaft von Seco Tools. Seco Jabro fertigt Präzisionswerkzeuge aus Vollhartmetall für eine ganze Reihe von Hightech-Industrien verschiedener Segmente, wie z. B. Werkzeug- und Formenbau, Luft- und Raumfahrt, Medizinische Industrie, Energieerzeugung und Maschinenbau.

Betriebsmittelbau als zentrale Drehscheibe

Das Technik Zentrum Werk 3 umfasst alle Bereiche von der Forschung & Entwicklung, Betriebsmittelkonstruktion über die Betriebsmittelherstellung bis hin zur Qualitätssicherung. „Im Sinne des Simultan-Engineerings* bündeln wir unsere Kompetenz an einem Standort und teilen diese nicht auf verschiedene Standorte bzw. Organisationen auf. Daher ist das Werk 3 eine wichtige, zentrale Drehscheibe im Konzern. Werkzeugbau-Betriebe in unserer Dimension kann man in Europa an einer Hand abzählen“, verdeutlicht Gorbach die Philosophie von Blum.

Blum stellt nicht nur Kunststoff-, Zink-Druckguss- und Stanzwerkzeuge her, sondern baut auch komplette Montage- und Fertigungslinien. Dafür steht eine dreistellige Anzahl an Werkzeugmaschinen (Anm.: genaue Zahlen werden nicht veröffentlicht) zur Verfügung. Obwohl man über diese eindrucksvollen Fertigungskapazitäten verfügt, lässt man noch zusätzlich bei externen Unternehmen aus der näheren Umgebung (zumeist DACH-Region) fertigen.

Die Durchmesser-Längenverhältnisse der VHM-Werkzeuge sind genau auf den Fertigungsprozess abgestimmt. Jabro Tools liefert dazu alle benötigten Werkzeuge in den vorgegebenen Toleranzen.

Die Durchmesser-Längenverhältnisse der VHM-Werkzeuge sind genau auf den Fertigungsprozess abgestimmt. Jabro Tools liefert dazu alle benötigten Werkzeuge in den vorgegebenen Toleranzen.

Gerhard Gorbach
Leitung Betriebsmittelbau, Werk III, Julius Blum GmbH

„Wir leben eine aktive Zusammenarbeit und Partnerschaft mit unseren Lieferanten. Dies ist ungemein wichtig, um gemeinsame Weiterentwicklungen voranzutreiben. “

Werkzeugbau-Fabrik der Extraklasse

Bei Blum fertigt man ausschließlich mit flexiblen Fertigungssystemen – egal ob beim Fräsen, Erodieren oder Schleifen. „Das ist unser Kerngeschäft. Da es sich im Werkzeugbau nicht um eine Massenfertigung handelt, besteht die Herausforderung darin, dies mit Losgröße 1 umzusetzen“, zeigt Gorbach auf. Über die Jahre sei so eine eigene Werkzeugbau-Fabrik entstanden. Nur so könne man die enorme Teilevielfalt bei gleichzeitig hoher Qualität erreichen.

Helmut Böhler
Abteilungsleiter Fräserei Betriebsmittelbau, Werk III, Julius Blum GmbH

„Die konstant hohe Qualität der Werkzeuge von Jabro Tools im Bereich der Grafitbearbeitung ist schon hervorragend. Nur so können wir unsere Fertigungsprozesse flexibel und reproduzierbar gestalten.“

Lieferanten als Entwicklungspartner

Um diese Fertigungsstrategie auch reibungslos und vor allem auch wirtschaftlich realisieren zu können, ist die Zusammenarbeit mit externen Partnern, sei es in gemeinsamen Entwicklungsprojekten oder in Prozessoptimierungen, immens wichtig. Neben verschiedenen Maschinen- und Werkzeugherstellern kooperiert man daher auch mit universitären Einrichtungen, „um“, so Gorbach „den Weitblick nicht zu verlieren.“

Der Fertigungsablauf ist bei Blum klar definiert und in einzelne Prozesse gesplittet, die alle exakt aufeinander abgestimmt sind. Dies sei auch erforderlich, um gleichbleibende Qualität zu erzielen. Beispielsweise startet man parallel zur Kapazitätsplanung bereits die Elektrodenfertigung, denn um einen nahtlosen Durchfluss garantieren zu können, müssen zum Start des Erodiervorganges die Elektroden bereits fertig sein. Alle Informationen sind im PPS-System definiert. Damit wissen die Verantwortlichen zu jedem Zeitpunkt über die Primär- als auch die Sekundär-Fertigung Bescheid.

Jabro Werkzeuge sind bei der Grafit-Bearbeitung im Werkzeugbau der Julius Blum GmbH nicht mehr wegzudenken. (Bilder: x-technik)

Jabro Werkzeuge sind bei der Grafit-Bearbeitung im Werkzeugbau der Julius Blum GmbH nicht mehr wegzudenken. (Bilder: x-technik)

Harald Frener
Technischer Verkaufsberater, Seco Tools

„Wir sind natürlich glücklich und auch ein wenig stolz, bei einem Unternehmen wie der Julius Blum GmbH einen positiven Beitrag zur Produktivität und zur hohen Produktqualität leisten zu können. “

Fertigungsprozesse optimieren

Blum setzt bei allen Prozessen durchgehend auf Automation, um damit größtmögliche Auslastung sowie Flexibilität zu erzielen. „Egal ob beim Fräsen, Erodieren oder Schleifen – die Organisationsstrukturen im Bereich der Automation sind gleich. Damit können wir Synergien nutzen und uns vollkommen auf den jeweiligen Fertigungsprozess konzentrieren“, verrät Gorbach.

Um eine Fertigungsanlage noch effektiver auslasten zu können, spielen laut dem Werkzeugbauleiter letztendlich die Zerspanungswerkzeuge eine wesentliche Rolle: „Durch eine optimale Gestaltung der Zerspanungsprozesse und eine Erhöhung der Werkzeugstandzeiten kann man in puncto Produktivität und Prozesssicherheit oft noch sehr viel aus einzelnen Bearbeitungen herausholen. Vor allem, wenn man wie wir in drei Schichten rund um die Uhr fertigt.“

„Als Unternehmen in unserer Größenordnung ist es nötig, mehrere Werkzeuglieferanten für ein und dieselbe Bearbeitung zu haben“, bringt sich Helmut Böhler, Abteilungsmeister Fräserei Betriebsmittelbau, Werk 3, ein. In den verschiedenen Zerspanungsabteilungen im Werk 3 sind unter anderem Werkzeuge des schwedischen Werkzeugherstellers Seco Tools in Verwendung. Egal ob in der Weichbearbeitung mit Plan- und Eckfräsern, im Bereich der Komplettbearbeitung mit Schaft-, Torus- sowie Trennfräsern oder in der Hartbearbeitung und bei der Herstellung von Grafitelektroden mit Werkzeugen von Jabro Tools.

Teun van Asten
Engineer Marketing Services, Jabro Tools

„Im Bereich Werkzeug- und Formenbau ist die Julius Blum GmbH weltweit einer unser wichtigsten Kunden und technologisch auf beeindruckendem Stand.“

Grafitbearbeitung neu aufgebaut

Nach ausführlichen Tests und Marktstudien hat sich Blum vor acht Jahren dazu entschieden, das Grafitfräsprogramm mit der Firma Jabro Tools neu aufzubauen. Der niederländische Werkzeughersteller wurde 1976 gegründet und ist seit 2001 eine Tochtergesellschaft von Seco Tools. Die rund 160 Mitarbeiter haben sich auf die Herstellung von VHM-Werkzeugen spezialisiert. „Im Jahr 2014 haben wir mehr als eine Million Fräswerkzeuge hergestellt, davon allein 35 % Sonderwerkzeuge“, bringt sich Teun van Asten, Engineer Marketing Services bei Jabro Tools, ein.

„Damals war auch schnelle Hilfe notwendig, denn die benötigten Werkzeuge mussten in der entsprechenden Qualität rasch verfügbar sein, um die Fertigungsprozesse am Laufen zu halten “, erinnert sich Harald Frener, technischer Verkaufsberater bei Seco Tools. Da verschiedene Werkzeuge von Jabro Tools auch zuvor schon im Weichfräsprozess im Einsatz waren, kannte man die Abläufe bei Blum und konnte so auch rasch liefern.

Auch in der der Weichbearbeitung ist Seco Tools mit Plan- und Eckfräsern, im Bereich der Komplettbearbeitung mit Schaft-, Torus- sowie Trennfräsern ein wichtiger Werkzeugpartner bei der Julius Blum GmbH.

Auch in der der Weichbearbeitung ist Seco Tools mit Plan- und Eckfräsern, im Bereich der Komplettbearbeitung mit Schaft-, Torus- sowie Trennfräsern ein wichtiger Werkzeugpartner bei der Julius Blum GmbH.

Infos zum Anwender

Die Julius Blum GmbH ist auf die Herstellung von Möbelfunktionsbeschlägen spezialisiert. Das Familienunternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Scharnier-, Klappen- und Auszugsysteme für den weltweiten Markt. Rund 6.600 Mitarbeiter (ca. 300 Lehrlinge) erzielten im Wirtschaftsjahr 2014/2015 einen Umsatz von EUR 1.555,7 Mio.

Produktionsstandorte
• 7 Werke in Vorarlberg (in Höchst, Fußach, Gaißau, Bregenz und Dornbirn)
• USA
• Brasilien

Abmessungen meist nicht im Standardprogramm

Nahezu alle benötigten VHM-Werkzeuge für die Grafitbearbeitung waren nicht im Standardprogramm der verschiedenen Werkzeughersteller vorhanden. „Die Durchmesser-Längenverhältnisse unserer Werkzeuge sind genau auf den Prozess abgestimmt. Jabro Tools hat uns alle benötigten Werkzeuge in den vorgegebenen Toleranzen geliefert und darüber hinaus noch sehr schnell“, freut sich Helmut Böhler. Die angesprochenen Toleranzen belaufen sich auf 0 bis -10 µm am Durchmesser bzw. +/- 5 µm am Radius. „Das hört sich im ersten Moment nicht so beeindruckend an, aber die Werkzeuge in Serie konstant prozesssicher herzustellen, ist schon eine Herausforderung“, betont Frener. Das kann Helmut Böhler nur bestätigen: „Genau das hat bei uns immer wieder zu Problemen geführt, da oft minimale Schwankungen in den Werkzeugen vorhanden waren und sich dies bei uns 1:1 in der Teileherstellung durchgeschlagen hat.“

Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass bei Blum alle für ein Produkt benötigten Betriebsmittel ständig vorrätig sein müssen, um bei Bedarf quasi auf Knopfdruck produzieren zu können. Jabro Tools musste also bei der Umstellung vor acht Jahren alle im Umlauf befindlichen Werkzeuge sofort neu liefern. Dieses Engagement hat sich letztendlich ausgezahlt, stellt Helmut Böhler fest: „Heute ist Jabro Tools bei uns im Grafit-Bereich sicherlich einer der wichtigsten Werkzeug-Partner.“

Auch im Bereich der Hartbearbeitung sind Jabro-Kugelfräser im Einsatz. Härten bis 71 HRc und Oberflächengüten von Ra < 0,05 µm stellen hier extreme Anforderungen an die Schneiden.

Auch im Bereich der Hartbearbeitung sind Jabro-Kugelfräser im Einsatz. Härten bis 71 HRc und Oberflächengüten von Ra < 0,05 µm stellen hier extreme Anforderungen an die Schneiden.

Hartfräsen bis 64 HRc

Zur angesprochenen flexiblen Teilefertigung gehört bei Blum bei Bedarf die Umstellung einer Anlage von Grafit- auf Hartbearbeitung oder umgekehrt in kürzester Zeit. Zu rund 85 % passiert die Hartbearbeitung im eigens geschaffenen HSC-Bereich, der Rest innerhalb der Weichbearbeitung im 5-Achs-Bereich. Dort werden verschiedene Formeinsätze für Kunststoff-Spritzguss oder Zink-Druckguss, Stanzteile, Tiefziehen etc. gefertigt und dabei Pulvermetallurgische Stähle oder verschiedene Werkzeugstähle von 52 bis 64 HRc bearbeitet. Die Genauigkeiten spielen sich im Bereich von bis +/- 5 µm ab und Oberflächenqualitäten von Ra < 0,2 µm im Standard bis Ra < 0,05 bis Ra < 0,1 µm. „Für uns ist wichtig, dass die Teile fertig aus der Anlage kommen und nicht mehr nachbearbeitet werden müssen“, merkt Helmut Böhler an, denn nach dem Beschichten kommen die fertigen Teile sofort in die Produktion.

„Auch im HSC-Bereich setzen wir seit rund sechs Jahren auf Kugelfräser von Jabro Tools“, so Böhler weiter. Dies wurde vor allem bei Prozessoptimierungen erarbeitet. Speziell die Jabro-Kugelfräser haben in Vergleichsbearbeitungen immer sehr gute Ergebnisse in puncto Genauigkeit und Oberflächengüte geliefert.

Erfolgsmodell Partnerschaft in persona v.l.n.r.: Helmut Böhler, Harald Frener und Teun van Asten.

Erfolgsmodell Partnerschaft in persona v.l.n.r.: Helmut Böhler, Harald Frener und Teun van Asten.

Auf Knopfdruck fertigen

Im Bereich der Weichbearbeitung spielen die Werkzeuge von Seco Tools ebenso eine wichtige Rolle. „Dort sind die verschiedensten Wendeplattenwerkzeuge im Einsatz – alle ideal auf unsere Prozesse abgestimmt. Der Anteil von Seco-Werkzeugen in der Weichbearbeitung ist dabei mit zirka 50 Prozent beachtlich", bestätigt Böhler.

Nicht zuletzt aufgrund der Zusammenarbeit mit Werkzeugherstellern wie Seco Tools und Jabro Tools kann man bei Julius Blum heute alle Komponenten im Werkzeugbau reproduzierbar, just in time und auf Knopfdruck fertigen. „Bei uns muss sich jeder Prozess auf den anderen verlassen können – da müssen die Zerspanungswerkzeuge optimal auf die Bearbeitungen abgestimmt sein und prozesssicher funktionieren. Nur so kann man schnell, flexibel und gleichzeitig präzise fertigen“, fasst Gerhard Gorbach abschließend zusammen.

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