interview

Digitalisierungsprozesse aktiv vorantreiben

Gute Vorbereitung als Basis für eine Smarte Fertigung: Geringere Losgrößen, komplexere Teile, größere Teilevielfalt sowie die Kombination von Verfahren sind nur einige der aktuellen Herausforderungen für die metallbearbeitende Industrie. Daher beschäftigen sich Unternehmen in der ganzen Welt mit der Digitalisierung und Vernetzung ihrer Produkte, Produktionen und Logistikketten, weil sie sich davon den großen Entwicklungssprung und damit einen Wettbewerbsvorteil versprechen. Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH, und Edip Bayizitlioglu, Chairman Wedco Tool Competence, verraten uns, wie sie ihre Unternehmen in die digitale Zukunft führen und was man als Werkzeughersteller zu einer Smarten Fertigung beitragen kann. Das Gespräch führte Ing. Robert Fraunberger, x-technik

Wir müssen die Digitalisierung aktiv angehen, um nicht im weltweiten Wettbewerb den Anschluss zu verlieren und noch viel wichtiger: Wir müssen Treiber der Digitalisierung werden, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen und weiterhin weltweit vorne mit dabei zu sein.

Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

Wir müssen die Digitalisierung aktiv angehen, um nicht im weltweiten Wettbewerb den Anschluss zu verlieren und noch viel wichtiger: Wir müssen Treiber der Digitalisierung werden, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen und weiterhin weltweit vorne mit dabei zu sein. Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

Wichtig für Horn ist eine ganzheitliche Betrachtung – also Werkzeug, Maschine und Spannmittel. Hier können beispielsweise Sensoren Vibrationen dahingehend aufnehmen und auswerten, inwieweit das Werkzeug verschlissen ist und entsprechende Informationen über die Maschine an den Bediener geben.

Wichtig für Horn ist eine ganzheitliche Betrachtung – also Werkzeug, Maschine und Spannmittel. Hier können beispielsweise Sensoren Vibrationen dahingehend aufnehmen und auswerten, inwieweit das Werkzeug verschlissen ist und entsprechende Informationen über die Maschine an den Bediener geben.

Bei der wirtschaftlichen Herstellung von Zerspanungswerkzeugen ist durchgängige Automatisierung Teil des Digitalisierungsprozesses. Zudem wird es langfristig möglich sein, dass Kunden Sonderwerkzeuge ähnlich schnell erhält, wie lagernde Standardwerkzeuge.

Bei der wirtschaftlichen Herstellung von Zerspanungswerkzeugen ist durchgängige Automatisierung Teil des Digitalisierungsprozesses. Zudem wird es langfristig möglich sein, dass Kunden Sonderwerkzeuge ähnlich schnell erhält, wie lagernde Standardwerkzeuge.

Jeder spricht vom digitalen Wandel und von einer Smarten Fertigung – aber wie sollen Unternehmer diese Thematiken konkret angehen?

Lothar Horn: Die Digitalisierung ist wohl die aktuell größte Herausforderung im produzierenden Gewerbe. Wenn ich für unser Haus spreche, dann kann ich sagen: Digitalisierung geht nicht einfach so „nebenbei“. Wir haben hierzu einen eigenen Bereich „Industrie 4.0“ geschaffen, welcher sich ausschließlich mit diesem Thema befasst. Dieser Bereich ist zum einen zentrale Anlaufstelle, zum anderen auch Schnittstelle mit allen anderen Bereichen, die selbstverständlich ebenfalls miteingebunden werden müssen – um das vorhandene Fachwissen zu bündeln und auch die Akzeptanz zu erhöhen. Jedes Unternehmen muss den für sich richtigen Weg finden. Eventuell auch mit externer Unterstützung. Aber hier muss genau geprüft werden, was passt. Nicht überall wo Digitalisierung, Vernetzung und/oder Industrie 4.0 steht, ist auch eine passende Lösung vorhanden. Es ist wichtig, nichts zu überstürzen, denn wie fast überall gilt auch hier: eine gute Vorbereitung minimiert den späteren Arbeitsaufwand gehörig.

Edip Bayizitlioglu: Digitalisierung und Smarte Fertigung sind sehr allgemeine Begriffe, die unterschiedlich verstanden bzw. in den Unternehmen auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Umfang umgesetzt werden. Allgemein gesagt, verbinden wir damit die digitale Vernetzung von Prozessen. Allerdings gibt es, wie Lothar bereits erwähnt hat, nicht nur eine Lösung, die für jedes Unternehmen anwendbar ist. Auch ist Vorsicht geboten, denn ein höherer Digitalisierungsgrad muss nicht zwangsläufig eine Verbesserung darstellen, wenn die Veränderung nicht zu den jeweiligen Gegebenheiten im Unternehmen passt. Der Planungsphase kommt sicherlich eine große Bedeutung zu. Diese kann über Erfolg und Misserfolg entscheiden.

Wir bei Wedco haben uns in erster Linie gefragt, welche Prozesse in welchem Ausmaß digitalisiert werden sollen. Hier gilt, dass Prozesse mit größerem Nutzen – immer in Kombination mit dem entsprechenden Aufwand dahinter – priorisiert werden, denn der Digitalisierungsprozess muss mit einem Aufwand realisierbar sein, der in einem angemessenen Verhältnis zum Outcome steht. Was bei der ganzen Thematik aber auf keinem Fall aus dem Blickfeld geraten darf, ist der Kunde. Es geht immer um den Kunden! Daher haben wir ein großes Augenmerk darauf gelegt, dass wir keine Einbußen bei der für unsere Kunden wichtigen Flexibilität haben. Die Bewältigung höherer Implementierungsaufwände bei neuen Marktanforderungen und spezifischen Kundenwünschen muss auch bei digitalen, möglichst raschen und reibungslosen Abläufen gegeben sein.

Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH, und Edip Bayizitlioglu, Chairman Wedco Tool Competence, verraten uns, wie sie ihre Unternehmen in die digitale Zukunft führen und was man als Werkzeughersteller zu einer Smarten Fertigung beitragen kann.

Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH, und Edip Bayizitlioglu, Chairman Wedco Tool Competence, verraten uns, wie sie ihre Unternehmen in die digitale Zukunft führen und was man als Werkzeughersteller zu einer Smarten Fertigung beitragen kann.

Welche Voraussetzungen sollten also Unternehmen für den Digitalisierungsprozess schaffen?

Lothar Horn: Die Grundvoraussetzung, um Digitalisierung zielgerichtet einzusetzen, sind im jeweiligen Prozess durchgängig vorhandene und vollständige Daten. Natürlich müssen auch Hard- und Softwarethemen berücksichtigt werden – die Infrastruktur muss also stimmen. Auch die Bereitschaft, Daten herauszugeben – Stichwort Betriebsgeheimnis – muss in gewissem Maß da sein. Ebenso trägt die Politik hier Verantwortung. Wir brauchen schnelle Internetverbindungen, um die künftigen Datenmengen ohne spürbaren Zeitverlust bereitzustellen und verarbeiten zu können.

Edip Bayizitlioglu: Digitalisierung ist zudem ein abteilungsübergreifender Prozess. Es müssen alle Informationen für die Beantwortung grundsätzlicher Fragen in der Planungsphase vorhanden sein. Auch das Zusammentragen von Informationen durch die Kooperation von Mitarbeitern unterschiedlicher Abteilungen muss gewährleistet sein. Natürlich braucht es hierzu entsprechendes Know-how wie auch die Ressource Zeit. Eine Visualisierung der Unternehmensprozesse könnte bei der Beantwortung der Fragen, welche Prozesse in welchem Ausmaß digitalisiert werden sollen, hilfreich sein. Ein genauer Plan über die Vorgehensweise, Überlegungen darüber, welche Ressourcen benötigt werden und mit welchem Aufwand zu rechnen ist, können die Herausforderungen verringern, mit denen das Unternehmen im Laufe des Digitalisierungsprozesses konfrontiert sein könnte.

Es heißt, weiter flexibel zu bleiben, Neuerungen zu implementieren, Verbesserungschancen schneller zu erkennen und umzusetzen und somit effizienter zu arbeiten – ohne den Kunden und dessen Wünsche aus den Augen zu verlieren. 
Edip Bayizitlioglu, Chairman Wedco Tool Competence

Es heißt, weiter flexibel zu bleiben, Neuerungen zu implementieren, Verbesserungschancen schneller zu erkennen und umzusetzen und somit effizienter zu arbeiten – ohne den Kunden und dessen Wünsche aus den Augen zu verlieren. Edip Bayizitlioglu, Chairman Wedco Tool Competence

Inwieweit sehen Sie Firmen im deutschsprachigen Raum für eine Smarte Zerspanung vorbereitet?

Edip Bayizitlioglu: Das ist sicher von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Auch einige andere Faktoren wie Branche oder Unternehmensgröße spielen hier eine Rolle. Im Vergleich mit anderen Ländern denke ich, dass Firmen im zentraleuropäischen Raum zu jenen gehören, die einen Schritt weiter sind. Das ist auch gut und wichtig so, denn unsere Stärke ist nicht die billige Massenfertigung, sondern die Herstellung hochwertiger Produkte. Innovationskraft, Prozess-Know-how, gut ausgebildete Fachkräfte sowie die nötige Servicekompetenz sprechen für uns. Auf diesen Stärken dürfen wir uns nicht ausruhen. Es heißt weiter flexibel zu bleiben, Neuerungen zu implementieren, Verbesserungschancen schneller zu erkennen und umzusetzen und somit effizienter zu arbeiten ohne den Kunden und dessen Wünsche aus den Augen zu verlieren. Daher sollten wir auch beim Thema Digitalisierung möglichst Vorreiter sein.

Lothar Horn: Da stimme ich Edip definitiv zu. Wir müssen die Digitalisierung aktiv angehen, um nicht im weltweiten Wettbewerb den Anschluss zu verlieren und noch viel wichtiger: Wir müssen Treiber der Digitalisierung werden, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen und weiterhin weltweit vorne mit dabei zu sein. Grundsätzlich sind wir im deutschsprachigen Raum sehr gut aufgestellt.

Edip Bayizitlioglu: Genau so sehe ich das auch, denn seit jeher ist das Ingenieurwesen, sprich das Verstehen und Kombinieren von Mechanik, Elektrotechnik und Elektronik, unsere Stärke. Hier dürfen wir uns nicht von Softwareunternehmen beispielsweise aus den USA die Themenführerschaft nehmen lassen.

Bei der Paul Horn GmbH hat man einen eigenen Bereich „Industrie 4.0“ geschaffen, welcher sich ausschließlich mit diesem Thema befasst. Er ist zum einen zentrale Anlaufstelle, zum anderen auch Schnittstelle mit allen anderen Bereiche des Unternehmens, die laut Horn selbstverständlich ebenfalls miteingebunden werden müssen – um das vorhandene Fachwissen zu bündeln und auch die Akzeptanz zu erhöhen.

Bei der Paul Horn GmbH hat man einen eigenen Bereich „Industrie 4.0“ geschaffen, welcher sich ausschließlich mit diesem Thema befasst. Er ist zum einen zentrale Anlaufstelle, zum anderen auch Schnittstelle mit allen anderen Bereiche des Unternehmens, die laut Horn selbstverständlich ebenfalls miteingebunden werden müssen – um das vorhandene Fachwissen zu bündeln und auch die Akzeptanz zu erhöhen.

Wo sehen Sie das größte Optimierungspotenzial in Ihren Unternehmen?

Lothar Horn: Langfristig sollte es möglich sein, dass ein Kunde bei Horn ein Sonderwerkzeug ähnlich schnell erhält wie ein Standardwerkzeug, das auf Lager liegt. Durch die zunehmende Digitalisierung werden wir die Entwicklung- und Fertigungsprozesse deutlich beschleunigen können. Aktuell dauert das bei Horn fünf Arbeitstage nach Zeichnungsfreigabe. Voraussetzung für die Beschleunigung ist ein digitaler Prozess vom Angebot bis hin zur Auslieferung des fertigen Werkzeuges.

Des Weiteren müssen wir auch die Sicht zu unseren Kunden erweitern: Stichwort „Werkzeugdaten“. Simulationen direkt an der Maschine zu fahren ist nichts Neues. Hierfür liefern wir bereits heute alle relevanten Daten mit. Das wird in Zukunft zunehmen und es wird Möglichkeiten geben, die wir heute noch gar nicht einschätzen können, aber auch nicht verpassen dürfen. Das Problem bei Werkzeugdaten: Es gibt keine einheitlichen Standards. Ein dementsprechendes Projekt läuft gerade beim VDMA mit dem Namen GTDE (Graphical Tool Data Exchange). Der CAD-Werkzeugdaten-Austausch mit kundenindividuellen Formatvorlagen soll vereinfacht und beschleunigt werden und für Zulieferer und Kunden erhebliche Kostensenkungspotentiale eröffnen. Möglich ist dies durch die Aufteilung der Dokumentationszeichnung in ihre drei Komponenten: erstens in den Grafikteil zur bildlichen Darstellung des Werkzeugs, zweitens in die Zeichnungskopfdaten und drittens in den Zeichnungsrahmen, welcher das Layout vorgibt. Hieran beteiligen wir uns aktiv.

Edip Bayizitlioglu: Wir bei Wedco möchten an der guten Entwicklung der letzten Jahre anknüpfen und die Automatisierungs- und Digitalisierungsgrade bei internen Prozessen weiter erhöhen. Das ist zu einem Teil bereits geschehen, andere Projekte sind am Laufen und wiederum andere noch in der Planungsphase. Wie eingangs bereits erwähnt, setzen wir hier Prioritäten. Im Grunde genommen möchten wir Geschäftsprozesse optimieren. Genauer gesagt, denken wir, dass im Bereich der Halbstandardprodukte und Sonderfertigungen sowie auch beim Nachschleifen die Servicequalität noch weiter erhöht werden kann. Wir arbeiten beispielsweise an einem Pilotprojekt, das wir gemeinsam mit einem Kunden auf Praxistauglichkeit und Prozesssicherheit prüfen.

Konkret geht es darum, dass die Nachschleifprozesse nach Erhalt seines Werkzeuges nicht mehr vom Kunden organisiert werden müssen, sondern über ein eigenes Programm laufen. Wir verfolgen den Lebenslauf des Werkzeuges über ein Code-System und bringen es immer auf den neuesten Stand. Dabei wird für jedes Werkzeug dokumentiert, wie oft dieses bereits nachgeschliffen und beschichtet wurde und wie oft das noch möglich ist. Natürlich stehen dem Kunden hierbei dieselben Daten zur Verfügung, damit er permanent informiert ist. Der Idealfall ist, dass der Kunde einen reibungslosen Ablauf von der Beratung über Kauf bis zum Einsatz des Werkzeuges hat. Wir gehen hier noch einen Schritt weiter und möchten einen reibungslosen Ablauf über den ersten Einsatz des Werkzeuges hinaus gewährleisten. Die notwendigen Investitionen sind getätigt, die Vorbereitungen laufen und die Vorstellung des Systems ist für die Intertool 2018 geplant.

Blick in die Fertigung bei Wedco: Wedco arbeitet intensiv daran, die Servicequalität durch Digitalisierungsprozesse im Bereich der Fertigung von Halbstandardprodukten und Sonderanfertigungen sowie auch beim Nachschleifen noch weiter zu erhöhen.

Blick in die Fertigung bei Wedco: Wedco arbeitet intensiv daran, die Servicequalität durch Digitalisierungsprozesse im Bereich der Fertigung von Halbstandardprodukten und Sonderanfertigungen sowie auch beim Nachschleifen noch weiter zu erhöhen.

Wo sieht sich ein Hersteller von Präzisionswerkzeugen im Prozess der Digitalisierung?

Edip Bayizitlioglu: Wir Werkzeughersteller sind Teil der Fertigungskette eines weltweiten Prozesses, der in unterschiedlichen Regionen in unterschiedlichem Ausmaß im Gange ist. Die Frage, ob wir uns der Herausforderung der Digitalisierung stellen, hat sich für uns nie gestellt. Die Frage WO wir in dieser Hinsicht stehen wollen, hat sich hingegen sehr wohl gestellt. Zumal ich nicht der Meinung bin, dass Unternehmen in dieser Hinsicht eine Wahl haben.

Lothar Horn: Wenn wir es von der technischen Seite betrachten, ist festzustellen, dass sich ein Zerspanungswerkzeug selbst nur bedingt sinnvoll digitalisieren lässt. Das liegt unter anderem am Herstellungsprozess und den hohen Temperaturen beim Sintern bzw. Beschichten, die Mikrochips zerstören würden. Umso wichtiger ist eine ganzheitliche Betrachtung – also Werkzeug, Maschine und Spannmittel. Hier können beispielsweise Sensoren Vibrationen dahingehend aufnehmen und auswerten, inwieweit das Werkzeug verschlissen ist und entsprechende Informationen über die Maschine an den Bediener geben. Darüber hinaus gibt es aber auch Forschungsprojekte zum Thema „intelligente Schichten“. Allerdings befinden sich diese noch sehr in den Anfängen. Trotz Digitalisierung ist und bleibt die Schneide die Schnittstelle zum Werkstück.

Wichtig für Horn ist eine ganzheitliche Betrachtung – also Werkzeug, Maschine und Spannmittel. Hier können beispielsweise Sensoren Vibrationen dahingehend aufnehmen und auswerten, inwieweit das Werkzeug verschlissen ist und entsprechende Informationen über die Maschine an den Bediener geben.

Wichtig für Horn ist eine ganzheitliche Betrachtung – also Werkzeug, Maschine und Spannmittel. Hier können beispielsweise Sensoren Vibrationen dahingehend aufnehmen und auswerten, inwieweit das Werkzeug verschlissen ist und entsprechende Informationen über die Maschine an den Bediener geben.

Wo und wie können Sie sich dann mit Ihren Produkten bzw. Know-how einbringen?

Lothar Horn: Wesentlich bei der ganzen Diskussion ist, dass die digitalen Möglichkeiten das Zerspanungswerkzeug nicht ersetzen, sondern unterstützen. Wichtig als Werkzeughersteller bleiben neben dem Produkt an sich die richtige Beratung sowie die Bereitstellung der benötigten Werkzeugdaten in der konkreten Form. Und natürlich ist es auch hier notwendig, sich nicht als eigenen Kosmos zu sehen, sondern im ständigen Austausch mit den Prozesspartnern, Maschinen- und Spannmittelherstellern sowie Hochschulen und Forschungseinrichtung zu stehen, um die Zukunft mitzugestalten.

Edip Bayizitlioglu: Genauso wie Lothar halte ich den Austausch mit Partnern und Forschungseinrichtungen für sehr wichtig, damit wir uns gegenseitig befruchten und somit weiter voranbringen können. Wir sehen darüber hinaus auch firmenübergreifende Möglichkeiten. Der Ablauf in einer Supply Chain birgt hier gewisse Chancen. Dass Partner näher zusammenrücken sollen, sodass die gesamte Absatzkette gestärkt wird, sehen wir sicherlich genauso. Unsere Zukunft liegt jedenfalls darin, zu jedem Zerspanungswerkzeug ein digitales Abbild mitzuliefern, das alle relevanten Daten eines Werkzeuges enthält: von den echten Geometriedaten, die bei der Werkzeugvermessung ermittelt wurden bis hin zu den Schnittdaten, die in die Maschine übertragen werden und nicht zuletzt die Daten, die für einen Nachschleifprozess wesentlich sind.

Die Zukunft liegt darin, zu jedem Zerspanungswerkzeug ein digitales Abbild mitzuliefern, das alle relevanten Daten eines Werkzeuges enthält: von den echten Geometriedaten, die bei der Werkzeugvermessung ermittelt wurden bis hin zu den Schnittdaten, die in die Maschine übertragen werden und nicht zuletzt die Daten, die für einen Nachschleifprozess wesentlich sind.

Die Zukunft liegt darin, zu jedem Zerspanungswerkzeug ein digitales Abbild mitzuliefern, das alle relevanten Daten eines Werkzeuges enthält: von den echten Geometriedaten, die bei der Werkzeugvermessung ermittelt wurden bis hin zu den Schnittdaten, die in die Maschine übertragen werden und nicht zuletzt die Daten, die für einen Nachschleifprozess wesentlich sind.

Vernetztes Wissen ist eine der Schlüsselkomponenten für die Digitalisierung – Dienstleistung rückt immer mehr in den Fokus. Was bieten Sie in diesem Bereich?

Lothar Horn: Dienstleistung steht nicht erst seit Industrie 4.0 im Fokus. Dienstleistung – Auslegung, Beratung, Umsetzung, Service – ist ein grundlegendes Thema und darf heute nicht mehr fehlen. Nun kommt seit geraumer Zeit und künftig noch mehr die digitale Komponente hinzu. Manche Werkzeughersteller bieten dazu Softwarelösungen an. Eine solche Lösung haben wir nicht im Angebot. Wichtig ist, wie Sie richtig in Ihrer Frage formuliert haben, vernetztes Wissen. Das heißt, und hier wiederhole ich mich in Teilen, alle Beteiligten müssen über alle relevanten Informationen verfügen. In unserem Fall sind das in digitaler Hinsicht unsere Werkzeugdaten. Blickt man auf den österreichischen Markt, auf dem wir über Wedco Tool Competence unsere Produkte verkaufen, muss auch die Vertretung Zugriff auf alle Informationen haben. Das heißt, wir werden uns in Zukunft noch mehr öffnen und näher zusammenrücken, um die besten Lösungen für unsere Kunden anbieten zu können.

Edip Bayizitlioglu: Absolut. Das interne Know-how bei der Planung und Priorisierung der Projekte muss vorhanden sein. Die Mitarbeiter unterschiedlicher Abteilungen sollten bei der Erarbeitung und Durchführung der Prozesse kooperieren. Kooperieren bedeutet hier auch in einem sehr regen Wissensaustausch zu stehen, damit interne Digitalisierungsprozesse erfolgreich gemeistert werden können. In der Produktion arbeiten wir derzeit an einer digitalen und papierlosen Fertigung. Wir können jeden einzelnen Arbeitsgang monitoren und die Fortschritte unserer Kundenaufträge verfolgen. Dadurch werden Fehlerquellen bereits im Vorhinein erkennbar, da Produktionsaufträge gestoppt werden, wenn Folgedaten nicht übereinstimmen oder Arbeitsschritte nicht nachweislich durchgeführt wurden. Beim Nachschleifen haben unsere Kunden bereits seit Jahren die Möglichkeit, den Auftragsfortschritt über unsere Homepage mittels „Online Grinding“ zu verfolgen.

Ich würde daher nicht sagen, dass die Dienstleistung nun in den Fokus rückt. Sie ist doch schon seit langer Zeit eine wichtige Komponente im Verkaufsprozess, die den entscheidenden Unterschied zwischen Anbietern auf einem hart umkämpften Markt machen kann. Der Kunde und dessen Wünsche stehen immer im Mittelpunkt – ganz unabhängig vom Thema Digitalisierung.

Wedco bietet mit seinen Werkzeugausgabeautomaten eine 24/7-Verfügbarkeit und ein hohes Maß an Transparenz an. Netzwerkanbindungen seitens Lieferanten und Kunden sind jederzeit gegeben. Die Verfügbarkeit von Werkzeugen, Lagerstandüberwachung, Übersicht für die Arbeitsvorbereitung wie auch Bestandsübersicht sind möglich.

Wedco bietet mit seinen Werkzeugausgabeautomaten eine 24/7-Verfügbarkeit und ein hohes Maß an Transparenz an. Netzwerkanbindungen seitens Lieferanten und Kunden sind jederzeit gegeben. Die Verfügbarkeit von Werkzeugen, Lagerstandüberwachung, Übersicht für die Arbeitsvorbereitung wie auch Bestandsübersicht sind möglich.

Wagen wir zum Abschluss einen Blick in die Zukunft. Wie sieht Ihrer Meinung nach eine Smarte Fertigung in 10 bis 15 Jahren aus?

Edip Bayizitlioglu: Das wird sicherlich von Branche zu Branche unterschiedlich und von einigen Faktoren wie der Unternehmensgröße abhängen. Generell erwarte ich, dass Firmen im zentraleuropäischen Raum im direkten Vergleich mit Unternehmen aus vielen anderen Regionen einen Schritt weiter sein werden. Wir werden zudem mit neuen Herausforderungen konfrontiert sein, da sich mittel- bis langfristig Arbeitsinhalte und dementsprechend auch Stellenbeschreibungen ändern werden. Dennoch denke ich, dass wir eine gewisse Vorreiterrolle einnehmen werden, auf der wir uns aber nicht ausruhen dürfen. Bei der immens schnellen Informationsverbreitung in der globalisierten Welt ist davon auszugehen, dass Firmen in anderen Regionen – je nach Möglichkeiten – versuchen werden, nachzuziehen.

Die Geschichte hat gezeigt, dass im Zeitablauf unterschiedliche Regionen der Welt wirtschaftlich erfolgreich waren. Bei ganz großen Veränderungen werden teilweise die Karten neu gemischt. Wer ist flexibel? Wer passt sich am besten an die Gegebenheiten an? Wer nützt die Vorteile seines Standortes am besten aus? Wer bewertet die Chancen und Risiken der jeweiligen Entwicklung richtig und zieht daraus die richtigen Schlüsse? Antworten auf diese und viele weitere Fragen haben darüber entschieden, welche Region schneller vorangekommen und welche zurückgeblieben ist. Diesen Herausforderungen und den damit verbundenen Themen müssen wir uns stets stellen.

Lothar Horn: Darüber hinaus wird die Digitalisierung unsere Arbeitsweise verändern. Das geht los bei den Maschinen, den Spannmitteln, den Werkzeugen, der Infrastruktur und den Daten, darf aber dort nicht aufhören. Auch die eigenen Mitarbeiter müssen mitgenommen werden. Denn in deren Arbeitsbereich ändert sich ebenfalls viel. Die heutigen Ausbildungsberufe berücksichtigen die Herausforderung der digitalen Zukunft so gut wie gar nicht. Das heißt, die Berufsbilder bzw. deren Inhalte werden sich verschieben.

Und ja – einhergehend mit den Veränderungen werden die Produktionen in den Betrieben personaltechnisch nicht voller bzw. werden meistens nur unterproportional wachsen. Dafür wachsen andere Bereiche stärker. Der Informations- und Warenfluss wird beschleunigt. Alle wichtigen Informationen werden noch besser und schneller verfügbar sein. Viele Themen werden komplexer. Standards sind daher notwendig. Und trotz aller Vernetzungen in technischer Hinsicht bleibt der persönliche Kontakt selbst in 10 bis 15 Jahren nicht außen vor. Die besten Lösungen entstehen auch langfristig noch zwischen Menschen – die Digitalisierung unterstützt dabei.

Für Lothar Horn ist es wesentlich, die eigenen Mitarbeiter beim Digitalisierungsprozess mitzunehmen, denn in deren Arbeitsbereich ändert sich ebenfalls viel.

Für Lothar Horn ist es wesentlich, die eigenen Mitarbeiter beim Digitalisierungsprozess mitzunehmen, denn in deren Arbeitsbereich ändert sich ebenfalls viel.

Danke für diesen interessanten Einblick und das aufschlussreiche Gespräch!

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