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Intertool neu mit Potenzial

Nicht ganz ein Jahr nach der Intertool 2014 in Wien konnten wir mit Gerhard Melcher, Leitung Marketing und Segment Drehen und Fräsen bei Boehlerit, über das neue Messekonzept, das Potential für die Zukunft, eine mögliche Ausweitung Richtung Osten und die Einbeziehung der Ausbildung sprechen. Das Interview führte Ing. Robert Fraunberger, x-technik

Gerhard Melcher, Leitung Marketing und Segment Drehen und Fräsen bei Boehlerit.

Gerhard Melcher, Leitung Marketing und Segment Drehen und Fräsen bei Boehlerit.

Statements

>> Langfristiges Ziel sollte sein, eine Fertigungsmesse à la AMB in Wien für Österreich und die angrenzenden Länder zu platzieren. <<

>> Jeder Aussteller muss auch selbst zum Gelingen der Messe beitragen. <<

Herr Melcher, welches Resümee ziehen Sie rund ein Jahr nach der Intertool?

Boehlerit stellen weltweit auf zahlreichen Messen aus und wir können daher sehr gut vergleichen. Nachdem wir nach fast 25 Jahren erstmals wieder auf der Intertool ausgestellt haben, wurden wir sowohl von der Qualität als auch von der Quantität der Besucher auf unserem Messestand überrascht. Auf der neuen Intertool mussten wir am dritten Messetag sogar das erste Mal die Fläche von unserem Standnachbar mitnutzen, damit wir den Zulauf von Kunden und interessierten Besuchern überhaupt bewältigen konnten. Auch wurden direkt auf der Messe mehr Werkzeuge und Zubehör wie beispielsweise Schrumpfgeräte verkauft als auf anderen Messen üblich. Mit der Intertool neu – mit Schwerpunkt Fertigungstechnik und neuem Termin im Mai – wurde ein wichtiger und richtiger Schritt für eine langfristig erfolgreiche Fachmesse in Österreich gesetzt.

Direkt auf der Intertool wurden seitens Boehlerit mehr Werkzeuge und Zubehör wie beispielsweise Schrumpfgeräte verkauft als auf anderen Messen üblich.

Direkt auf der Intertool wurden seitens Boehlerit mehr Werkzeuge und Zubehör wie beispielsweise Schrumpfgeräte verkauft als auf anderen Messen üblich.

Was könnte man trotzdem noch verbessern?

Die Anordnung der Aussteller muss in den Hallen noch optimiert werden, damit sowohl „kleinere" Aussteller besser zur Geltung kommen, als auch die Logos der „größeren" Aussteller durch Fernwirkung besser zum Tragen kommen. Zudem muss das Ausstellungsangebot noch vergrößert werden. Als Fachbesucher wünsche ich mir natürlich viele meiner Lieferanten auf der Messe anzutreffen.

Am Messeabend musste Boehlerit die Fläche der Standnachbarn mitnutzen, damit man den Zulauf von Kunden und interessierten Besuchern überhaupt bewältigen konnte.

Am Messeabend musste Boehlerit die Fläche der Standnachbarn mitnutzen, damit man den Zulauf von Kunden und interessierten Besuchern überhaupt bewältigen konnte.

Wird es trotzdem nicht immer schwieriger, Mitarbeiter aus den Unternehmen zu „locken“?

Aufgrund des globalen Wettbewerbs haben die Fachkräfte immer weniger Zeit, und der Nutzen einer Veranstaltung wird daher genau hinterfragt. Aber genau deshalb ist eine fachspezifische Messe mit hoher Qualität die richtige Plattform seine Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren. Vorausgesetzt das Konzept passt und das ist bei der Intertool jetzt wieder gegeben.

Boehlerit plant die Standfläche bei der nächsten Intertool 2016 um weitere 30 % zu vergrößern.

Boehlerit plant die Standfläche bei der nächsten Intertool 2016 um weitere 30 % zu vergrößern.

Welches Potential sehen Sie noch für die Zukunft?

Wenn ich die Messelandschaft in Europa betrachte, ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Markt. Mit der AMB in Stuttgart wurde neben der EMO eine internationale Leitmesse etabliert. Dort stellen alle namhaften Unternehmen der Branche aus. In den umgrenzenden Ländern sieht die Beteiligung bzw. die Qualität der Aussteller aber schon ganz anders aus. Ob in Frankreich, Spanien, Italien oder in unseren östlichen Nachbarländern. Ich finde für den Messestandort Wien ist das eine große Chance. Aufgrund der neuen Ausrichtung ist die Intertool am Weg sich so zu positionieren, wo sie vor 30 Jahren bereits einmal war. Und ich glaube das kann auch wieder funktionieren.

Unsere östlichen Nachbarländer haben doch alle ihre eigenen Messen.

Grundsätzlich ist die Messevielfalt in Europa einfach zu groß. Wir Hersteller sind ja eigentlich alle bestrebt, Messeteilnahmen zu reduzieren. Von Wien aus können die Märkte Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und selbst das südliche Polen abgedeckt werden. Daher werden wir unseren Stand bei der nächsten Intertool 2016 um weitere 30 % vergrößern.

Wie wollen Sie das Publikum aus dem Osten nach Wien bekommen?

Sicherlich muss man diese Märkte verstärkt umwerben. Wir von Boehlerit werden das Angebot an organisierten Busreisen zur Messe weiter ausbauen und auch unseren Kunden in Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Südpolen anbieten. Damit waren wir bei der letzten Messe mit eigenen Bussen aus der Kärnten, Steiermark, Oberösterreich, Salzburg und Tirol sehr erfolgreich. Wenn das auch andere Aussteller ähnlich machen, kann das für alle sehr förderlich werden und viele Synergien ergeben.

Es gibt aber auch Aussteller, die von einer Osterweiterung nicht profitieren.

Das stimmt. Wenn wir aber die Attraktivität der Messe steigern und mehr Aussteller gewinnen wollen, dann führt kein Weg an dieser Strategie vorbei. Dadurch wird automatisch auch der Besucherzuspruch aus Österreich größer – aus mehr wird mehr. Wenn das gelingt, ist die Intertool wieder hoch attraktiv – eben auch für Hersteller, die in den letzten Jahren gefehlt haben.

Wen sprechen Sie konkret an?

Die Werkzeugmaschinenhersteller waren zum Teil gut vertreten. Ausgelassen haben vor allem die Präzisionswerkzeughersteller.

Aber auch viele Maschinenhersteller haben doch gefehlt.

Zum Leidwesen unserer eigenen Produktion. Wir haben selbst in unserer Produktion viele Werkzeugmaschinen im Einsatz und in unserer Formgebung auch zahlreiche Emco-Maschinen. Wir sind daher nicht nur Aussteller sondern auch Anwender und somit Besucher der Messe. Eine Teilnahme beispielsweise von Emco wäre daher auch für unsere Mitarbeiter in der Produktion ein Plus. Ich bin aber guter Dinge, dass mit den richtigen Maßnahmen die Attraktivität der Intertool weiter gesteigert wird.

Kritische Stimmen gab es auch zur Strukturierung der Messehalle an sich. Was kann man da noch verbessern?

Für mich muss eine Aufplanung themenspezifischer stattfinden. Auch sollte man ein Messehighlight wie die Prozesskette.at nicht im Eingangsbereich sondern zentral in der Mitte platzieren. Auch die flächenmäßig kleineren Aussteller gehören besser fokussiert und eher vorne platziert. Natürlich gibt es sogenannte Platzhirschen, die die Messe mit ihrer Teilnahme immer unterstützt haben. Das gehört sicherlich honoriert, aber auch sinnvoll verteilt.

Sie denken auch an eine Erweiterung um eine zweite Halle?

Unser langfristiges Ziel sollte sein, eine Fertigungsmesse à la AMB in Wien für Österreich und die angrenzenden osteuropäischen Länder zu platzieren und zumindest zukünftig sogar drei Messehallen zu füllen. Dazu benötigen wir, wie bereits erwähnt, alle namhaften Hersteller der Branche. Es muss eben die Qualität der Aussteller noch höher werden, damit der Besucher zumindest einen vollen Tag auf der Messe nützen kann, um Fachgespräche zu führen. Auch das Thema Robotik bzw. Automatisierungstechnik gehört zur Intertool. Auch da gibt es noch reichlich Potential.

Was halten Sie von einem parallel zur letzten Messe veranstalteten Zerspanungs-Seminar?

Fachseminare tragen grundsätzlich zur Belebung einer Messe bei. Es kann aber nicht sein, dass diese zu einer Konkurrenzveranstaltung der Aussteller werden. Vorträge müssen wenn, dann schon in den Messehallen stattfinden.

Zum Abschluss noch eine Frage zum Facharbeiternachwuchs. Wie soll man zukünftig mit den vielen Lehrlingen, Schülern und Studenten, die auch die Messe besuchen, umgehen?

Der Facharbeitermangel ist allgegenwärtig. Daher gehört der für uns so wichtige Beruf des Zerspanungstechnikers unbedingt gefördert. Ich finde, dass das Thema Ausbildung auf alle Fälle im Messekonzept integriert gehört, aber in konzentrierter Form. Zum einen sollte eine Art Ausbildungscorner entstehen, wo der Facharbeiternachwuchs beispielsweise Projekte präsentieren kann. Zum anderen müssen die vielen Schüler wesentlich koordinierter und eventuell auch geführt durch die Messe geleitet werden, damit Sie auch entsprechend davon profitieren können. Auch wir als Aussteller könnten quasi eine eigene Ansprechperson für das Thema Ausbildung am Stand anbieten.

Danke für das Gespräch.

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